Erschienen am: 1757421362
Schon gewusst?
Ebstorfer Weltkarte zeigt Bayern im Mittelalter
Die Ebstorfer Weltkarte ist mit einem Durchmesser von 23,6 m und einer Fläche von rund 12 m² die größte bekannte Karte des Mittelalters. Sie wurde aus Pergamentblättern von 30 Ziegenhäuten zusammengenäht. Entstanden ist sie vor 1300 im Kloster Ebstorf in der Nähe von Uelzen.
Wie alle Weltkarten der damaligen Zeit folgt sie dem Schema einer "Mappa Mundi", d.h. die Karte dient nur teilweise der Wiedergabe der Topographie. Sie vermittelt enzyklopädisches Wissen, hat aber vor allem die Aufgabe, die Heilsgeschichte darzustellen. In der Ebstorfer Weltkarte wird dies dadurch unterstrichen, dass die Erdscheibe als Körper Christi erscheint. Oben sind der Kopf und unten die Füße, links und rechts sind die Hände zu erkennen. Jerusalem als Hauptort der Heilsgeschichte liegt besonders herausgehoben im Zentrum der Karte. Die Aufteilung der Karte folgt dem damalig üblichen, sogenannten "T-O-Schema", d.h. Mittelmeer, Schwarzes Meer und Rotes Meer bilden ein "T". Die obere Hälfte besteht aus Asien, in den unteren Vierteln liegen Europa und Afrika. Ganz im Osten, oben auf der Karte, ist das Paradies dargestellt. Darüber hinaus zeigt die Karte den Turmbau zu Babel und die Arche Noah sowie zahlreiche religiöse und mythologische Figuren.
Links unterhalb der Alpenkette, die von einer rötlichen Wellenlinie dargestellt wird, sind im Zentrum Europas auch eine Reihe von bayerischen Städten entlang der Donau und ihrer Nebenflüsse kartiert. Passau, Regensburg, Augsburg, Freising und Kempten erscheinen mit Namen und kleinem Stadtsymbol. In Franken werden Nürnberg, Forchheim und die Plassenburg verzeichnet. Das Besondere ist, dass die Plassenburg die einzige Burg auf der Karte ist.
Die Ebstorfer Weltkarte wurde nach der Aufhebung des Klosters in der Reformationszeit abgehängt, aufgerollt und in einem Lagerraum verwahrt. Dort wurde sie erste 1830 wiederentdeckt und später im Landesmuseum Hannover ausgestellt, wo sie während des Zweiten Weltkriegs verbrannte. Anfang der 1950er Jahre wurden auf der Basis von Fotografien originalgetreue Reproduktionen hergestellt, die heute u.a. im Koster Ebstorf und dem Stadtmuseum Lüneburg ausgestellt werden. Ein Exemplar befindet sich auf der Plassenburg in Kulmbach.
Eine zoombare interaktive Web-Darstellung der Ebstorfer Weltkarte finden Sie unter
https://warnke.web.leuphana.de/hyperimage/EbsKart/index.html#O9999/